Wirecard

Der Fall Wirecard wird immer skurriler.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wirecard-scholz-finanzminister-bafin-1.4970326
Nicht, dass das nicht zu erwarten gewesen wäre. Bei einem Betrugsfall dieser Größenordnung müssen schon verschiedenste Kontrollorgane und Gremien massiv versagen. Wobei „versagen“ der falsche Ausdruck ist.
Als allererstes wäre da mal der Aufsichtsrat von Wirecard.
Dass etwas ernsthaft im Argen liegt, hätte man, abgesehen von den Financial Times Berichten vielleicht auch an den Veränderungen im Aufsichtsrat merken können.
https://www.wirecard.com/de/unternehmen/pressemeldungen/change-at-the-top-of-the-supervisory-board-of-wirecard-ag
Dass ein Mitglied unter expliziter Nennung der Funktion des Prüfungsausschusses, der z.B. die interne Revision mit Prüfungsaufträgen beauftragen kann, zum Vorsitzenden des Aufsichtrates macht, spricht eigentlich schon Bände.
Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende verabschiedete sich mit den Worten:
„Wulf Matthias sagte: „Es war mir eine besondere Ehre, dieses außergewöhnliche Unternehmen und seine Führungsmannschaft in den vergangenen 11 Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender begleiten zu dürfen. In dieser Zeit hat die Wirecard AG eine in der jüngerer Wirtschaftsgeschichte Deutschlands beispiellose Wachstums- und Erfolgsstory hingelegt. Wirecard ist heute ein international tätiges Blue-Chip-Unternehmen und damit in eine neue Phase seiner Unternehmensentwicklung eingetreten. Gerne übergebe ich den Aufsichtsratsvorsitz nun an Herrn Eichelmann.“
Dass ich da jemand aus der Verantwortung stehlen wollte, ist natürlich nur ein böses Gerücht.
Natürlich muss man sich auch ernsthaft fragen, was die Analysten der Anlagegesellschaften denn so getrieben haben. in vielen Portfolios waren Wirecard Aktien repräsentiert, was natürlich auch daran liegt, dass diese den DAX abbilden sollen oder müssen.
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/wirecard-skandal-in-vielen-aktiven-fonds-steckten-wirecard-aktien-bis-kurz-vor-dem-absturz/25946192.html?ticket=ST-5640367-PsCNzcFHCTiXMkC3S3i1-ap4
Über die Rolle der Wirtschaftsprüfer ist noch lange nicht alles gesagt oder geschrieben, aber einige wichtige Aspekte finden sich in diesem Aufsatz des Handelsblattes.
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/fall-wirecard-wirtschaftspruefer-und-aufsicht-muehsame-debatte-ueber-reformen/26011108.html
In der Schusslinie der Kritik steht auch die BaFin. Eigentlich eine sehr mächtige Behörde, die aber in diesem Fall nicht oder zu wenig oder zu spät reagiert hat. Jetzt versucht der Bundesrechnungshof, diesen Fall aufzuklären.
https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/finanzministerium-im-visier-wirecard-aktie-bricht-erneut-ein-bundesrechnungshof-will-bafin-wegen-wirecard-skandal-pruefen-9077132
Spannend wird es, die Rolle der Politik zu beleuchten. Olaf Scholz war seit 1,5 Jahren über den Fall Wirecard informiert, der aber zu der Zeit noch kein Fall war.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article211763411/Wirecard-Skandal-Schluesselfigur-legt-Gestaendnis-ab.html
Der Fall Wirecard wurde im wesentlichen durch die Financial Times aufgedeckt. In demselben Zeitraum (April 2019) erstattete die BaFin Anzeige u.a. gegen die Mitarbeiter der FT wegen Marktmanipulation.
https://www.manager-magazin.de/finanzen/boerse/wirecard-aktie-im-plus-finanzaufsicht-bafin-erstattet-anzeige-gegen-ft-journalist-a-1263186.html
„Der Münchner Dax-Neuling Wirecard befindet sich seit Ende Januar im Zentrum von Betrugsvorwürfen. Die britische „Financial Times“ hatte wiederholt über vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge bei Wirecard in Singapur berichtet. Wirecard weist die Anschuldigungen als verleumderisch zurück. Nach den Berichten ging die Aktie auf Achterbahnfahrt.“
Der zeitliche Zusammenhang zwischen der Information des Finanzministers und der Bafin als dem Bundesfinanzministerium untergeordnete Behörde ist zumindestens mal spannend.
Da kommt noch mehr.

Insolvenzen im Gast- und Beherbungsgewerbe

Bisher war die Rede davon, dass ca. 50.000 Unternehmen von der Insolvenz bedroht sind. In diesem Spiegel Artikel wird berichtet, dass alle 70.000 Betriebe des Gast- und Übernachtungsgewerbes die Coronakrise nicht überleben werden.https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/coronavirus-krise-70-000-hotel-und-gastronomiebetrieben-droht-offenbar-die-insolvenz-a-69a041e9-fc90-4315-90e5-4762c90d3cb9