Frieren für die Freiheit

Den meisten ist nicht klar, dass „Frieren für Freiheit“ vielleicht eine sympathische Idee ist, aber die Konsequenzen viel weitreichender sind, als sich der normale Bürger das überhaupt vorstellen kann.
Das erste mal, dass ich vom Einfrieren einer Produktion gehört habe, war als ich für eine Fabrik für Arsen gearbeitet habe. Wegen Absatzproblemen hatte ich die naive Idee, einfach den Output und damit u.a. die Energie- und Rohstoffkosten zu senken. Nun gibt es aber technische (prozessualer, chemischer und physikalischer Natur) Rahmenbedingungen, die eine bestimmte Produktionsmenge erfordern. Das Produkt selber musste bis auf die 7. Stelle nach dem Komma rein sein, also zu99,9999999%. Und selbst die verbleibenden „Verunreinigungen“ wurden spezifiziert. Der Chef der Firma formulierte es so. Unter einer Milliarde Chinesen darf ein Deutscher sein und der muß noch aus Bayern stammen. Eine Unterbrechung der Energieversorgung für mehrere Stunden: die Anlage als Ganzes wäre Sondermüll.
Das, was ich hier geschildert habe, gilt im Prinzip für alle Grundstoffproduktionen. Während die Folge für jegliche Metallherstellung selbst für Laien noch nachvollziehbar ist, können z.B. Rußproduzenten für die Herstellung von Reifen den Grundstoff entweder gar nicht oder nicht mehr in der notwendigen Qualität herstellen. Das ließe sich beliebig fortsetzen.
„Nun warnt der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, dass es für die Bevölkerung schwerwiegende Folgen haben werde, wenn Deutschland das Erdgas ausgehen würde. „Es ist leider nicht völlig auszuschließen, dass wir Entscheidungen treffen müssen, die furchtbare Konsequenzen für Unternehmen, für Arbeitsplätze, für Wertschöpfungsketten, für Lieferketten, für ganze Regionen haben.“
Das Wort „Wohlstandsverlust“ ist ein Euphemismus.
Man muss darüber nachdenken, Putin auch mit Mitteln eines weitergehend Embargos zu stoppen. Aber zwei Dinge sollten klar ausgesprochen werden. Große Teile der Bevölkerung werden verarmen und andere unterstützen ist dann nicht mehr möglich. Ob wir dann in der Lage wären, uns selbst zu verteidigen, bleibt ebenfalls fraglich.

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