Akuter Fachkräftemangel bei Sachverständigen

Nach einer Studie des Institutes für Sachverständigenwesen e.V. (IfS) haben 15% weniger Sachverständige dazu geführt, dass Verfahrenslaufzeiten immer länger werden.

Die im Auftrag des Institutes für Sachverständigenwesen e.V. durchgeführte Studie brachte beunruhigende Zahlen zu Tage. Wenn man die Rolle des Sachverständigenbeweises in Gerichtsverfahren in den zeitlichen Kontext des Verfahrensverlauf bringt, wird die Bedeutung des Sachverständigengutachtens deutlicher.

Nach der Studie „Langandauernde Zivilverfahren – Eine Untersuchung des Oberlandesgerichts Hamm, des Oberlandesgerichts Nürnberg, des Kammergerichts sowie des Oberlandesgerichts Jena“ beträgt der zeitliche Anteil des Sachverständigenbeweises an der Verfahrenslaufzeit etwa 40%.

Darin ist auch die Suche nach einem Sachverständigen enthalten, daher ist das Sachverständigen Verzeichnis der IHKs (svv.ihk.de) – bei dem wir auch gelistet sind – für die Suche wichtig. Auch führen die Gerichte eigene Sachverständigen Listen. Somit wird klar, dass bei steigender Auslastung der Gerichte und gleichzeitig weniger tätigen Sachverständigen die Verfahrenseffizienz sinkt und die schon jetzt sehr langen Verfahrenslaufzeiten weiter expandieren.

Schaut man sich die Altersstruktur der deutschen Sachverständigen (2018) an, dann wird klar, dass hier nicht von heute auf morgen eine Verbesserung der Gesamtsituation herbeigeführt werden kann. Der Sachverständige ist im Durchschnitt 59 Jahre alt. 59% der Sachverständigen sind im Alter von 51 – 65 Jahren, 24% sind über 65 Jahre alt. Das Sachverständigenwesen muss heute für übermorgen planen, für morgen hätte man bereits gestern die Weichen stellen müssen.

In der Studie wurden verschiedene Szenarien durchgespielt wie sich die Entwicklung der Sachverständigenzahlen auf die Verfahren und diesem Zusammenhang aber auch auf die gesamte Wirtschaft auswirken. Lange Verfahrensdauern schaden der Wirtschaft (siehe hierzu die Gesamtdarstellung der Ergebnisse auf www.ifsforum.de).

Das Fazit der Studie lautete:„Wenn sich nur ein Teil der vorgestellten Szenarien realisiert, wird es bereits kurzfristig weniger öffentlich bestellte Sachverständige geben. In einer Reihe von Sachgebieten wird das dazu führen, dass die Auslastung der Sachverständigen längere Bearbeitungszeiten bei der Begutachtung nach sich ziehen. Längere Verfahrenslaufzeiten könnten durchaus ein Ergebnis sein und damit auch Auswirkungen auf den Justiz- und Wirtschaftsstandort Deutschland haben.

“Diese Situation verschärft sich aktuell natürlich drastisch, da von den Folgen der Corona-Krise auch Sachverständige betroffen sind. So manch älterer Sachverständiger wird vorzeitig in den Ruhestand gehen und somit nicht mehr als „Wissensstätte“ für angehende Sachverständige zur Verfügung stehen, zudem werden einige junge Sachverständige die Krise wirtschaftlich nicht überstehen und in andere Bereiche abwandern, was zu einem noch größeren Sachverständigenamangel in Zukunft führen wird.

Es wird also höchste Eisenbahn, dass auch das Sachverständigenwesen die Krise als Chance nutzt um zu modernisieren und sich für die Zukunft zu wappnen. Dazu gehört unserer Meinung nach vor allem die Umstellung auf digitale Medien. Gerichtsakten müssen in digitaler Form verarbeitet werden um schnell und vor allem gleichzeitig am Verfahren arbeiten zu können. Gutachten, Schriftverkehr zum Gutachten etc. muss mit gesicherter Digitalpost nicht nur für Rechtsanwälte, sondern auch für Sachverständige möglich sein.

Wir als Audita – Dr. Hey Consulting GmbH arbeiten bereits heute digital und sind daher bei der Erstellung von Gutachten sehr schnell, dennoch müssen die Gutachten dann gedruckt, gebunden und per Post versendet werden. Bei größeren Verfahren bekommen wir gerne mal 10 Umzugskisten voll vom Gericht geliefert….., das ist extrem unökonomisch.

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